Die Stadt Bethlehem ist weltweit bekannt als Geburtsort von Jesus. Unzählige Christen aus aller Welt pilgern jährlich in die Stadt, um die Geburtskirche zu besuchen. Jesus (arabisch عيسى / Isa) ist übrigens auch im Islam einer der wichtigsten Propheten und wird im Koran an vielen Stellen erwähnt. Es ist daher erstaunlich, dass Vielen diese palästinensische Ortschaft weitgehend fremd ist.
Bethlehem (arabisch بيت لحم / Bait Laḥm) bedeutet ins Deutsche übersetzt „Haus des Fleisches“. Es liegt circa zehn Kilometer südlich von Jerusalem im Westjordanland und zählt rund 30.000 Einwohner. Um die Stadt vom Norden zu erreichen, muss man allerdings Checkpoints passieren. Seit 2003 ist die Stadt durch eine elf Meter hohe Mauer von Jerusalem separiert. Die Sperranlage wurde von Israel erbaut ist mittlerweile gesamt circa 750 Kilometer lang. Die Gründe dafür werden von israelischer Seite meist anders beschrieben als von palästinensischer. Bethlehem war vom Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967 bis in den Dezember 1995 unter israelischer Kontrolle. Nach dem Osloer Abkommen wurde die Stadt wieder an die palästinensische Verwaltung übergeben.
Palästinenser sind nicht zwingend Muslime. Vor allem Bethlehem zeichnet sich durch einen besonders hohen christlichen Bevölkerungsanteil aus. Christen und Muslime leben hier in harmonischer Nachbarschaft miteinander. Sichtbar wird das auch durch die Nähe der Omar Moschee zur Geburtskirche, die nur ein paar wenige Meter voneinander trennt und am Manger-Platz zu finden sind. So manchen Europäer:innen erscheint die Co-Existenz von Kirchen und Moscheen als sehr fremd. Hier ist es gelebte Realität.
Für das Haupteinkommen Bethlehems sorgt weitgehend der Tourismus, der mit dem Verkauf von Souvenirs und Kunsthandwerk eng verknüpft ist. Es gibt viele Cafés, Restaurants und Hotels. Trotz der Beeinträchtigung seit dem Mauerbau ist das Stadtleben sehr lebendig. Neben dem regen Treiben auf den Märkten in der Innenstadt finden hier auch Festivals und Konferenzen statt. Viele Einwohner Bethlehems und aus der Umgebung pendeln jedoch täglich nach Jerusalem, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie nehmen dafür meist langwierige Kontrollen an den Checkpoints auf sich.
Auf dem Weg Richtung Jerusalem gibt es eine Sehenswürdigkeit der ganz besonderen Art. Das „The Walled Off Hotel“ des britischen Street Art Künstlers Banksy mit dem schlechtesten Ausblick der Welt – nämlich direkt auf die Grenzmauer. Diese wird dort auch von vielen weiteren Künstlern benutzt, um ihre Gedanken darüber loszuwerden.
Wie bereits erwähnt, gibt es in der Stadt jede Menge Künstler:innen und Handwerker:innen. Sie fertigen vorrangig handgemachte Holzprodukte, Keramiken und Waren aus Perlmutt an. Manche der Hersteller dieser schönen Produkte ermöglichen auch einen Blick hinter die Kulissen. „Bethlehem Fair Trade Artinsans“ bietet zum Beispiel in ihrem „Craft Village“ Führungen, Workshops und auch kulinarische Spezialitäten an. Eine weitere Fair Trade-Initiative ist „The Holy Land Handicraft Cooperative Society”. Auch hier wird traditionell per Hand gefertigt und soziale Aspekte wie Wertschätzung, Inklusion und die Unterstützung von Arbeitssuchenden in den Vordergrund gestellt.
Direkt angrenzend an Bethlehem liegt Beit Sahour, wo sich das „El-Beit Guesthouse“ der Arab Women’s Union befindet. Es handelt sich hier um ein Gästehaus, das ausschließlich von Frauen betrieben wird. Durch die Einnahmen der Übernachtungen werden weitere Projekte der Union finanziert. Ein Beispiel dafür ist das „Al-Basma Center“, in dem Frauen beeinträchtigten Menschen Perspektiven durch Vermittlung der Handwerkskunst geben. Darüber hinaus gibt es hier auch einen Kindergarten.
Weitere interessante Informationen über Bethlehem kannst du auf der offiziellen Webseite der Stadt finden.