Olivenbäume: Ein Teil palästinensischer Identität

Sie sind Schönheiten im palästinensischen Berg- und Hügelland. Durch ihre Widerstandsfähigkeit und teils „knorrige“ Gestalt vermitteln sie einerseits Kraft, andererseits Ruhe und Beständigkeit. Ihre Wurzeln sind tief und fest mit dem Land verbunden, in dem sie einst wuchsen und es heute noch tun. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der palästinensischen Kultur und seit Jahrhunderten Träger palästinensischer Identität – Olivenbäume.

Olivenbäume, bekannt auch als Ölbaume oder Olea europaea, haben ihren Ursprung laut historischen Überlieferungen im östlichen Mittelmeerraum. Palästina, Syrien und Kreta werden unter anderem als die Länder genannt, in denen dieser „älteste Kulturbaum“ ursprünglich seine Wurzeln schlug.

Seit wann gibt es Olivenbäume eigentlich? Das ist nicht ganz einfach festzumachen. Es gibt Quellen, die vom Ursprung um 5000 v. Chr. schreiben, aber auch andere Quellen, die von ausgegrabenen Olivenkernen aus dem Jungpaläolithikum (35000-8000 v.Chr.) berichten. Eindeutig ist jedoch, dass Olivenbäume seit Jahrhunderten als wichtiger „Versorger“ der palästinensischen Bevölkerung dienen und fest in deren Alltag verankert sind. Menschen leben mit ihnen, nutzen sie als Nahrungsquelle, Brennstoff, Rohstoff für Hygieneartikel sowie auch als Heilmittel. Darüber hinaus werden aus deren Holz Behältnisse wie Schüsseln, Schalen und Bestecke erzeugt.
Die Olivenpflanze nimmt durch diese Vielseitigkeit einen ganz besonderen Platz im Leben von Palästinensern ein. Sie identifizieren sich mit ihren Olivenbäumen. Warum? Sie sind – wie sie selbst – tief mit ihrer Heimat verwurzelt – daher ist es ihnen eine Herzensangelegenheit Olivenbäume zu hegen und pflegen. Sie behandeln sie als wesentlichen Bestandteil ihres Lebens. Man kann sagen, sie behandeln sie nahezu wie ihre eigenen Kinder.

Die Olivenernte findet meist im Oktober statt. Palästinensische Familien und Erntehelfer begeben sich zu dieser Zeit tagtäglich in die Haine, um ihre Oliven zu abzuernten. Die Ernte wird heute, wie auch schon vor Jahrtausenden traditionell per Hand verrichtet und das Wissen darüber von Generation zu Generation weitergegeben. Während der Erntezeit wird in den Hügeln des Westjordanlands neben der schweren Arbeit unter anderem auch gemeinsam Tee getrunken, am Lagerfeuer gekocht und gegessen. Die „Ausbeute“ stellt die Versorgung für das kommende Jahr bis zur nächsten Ernte dar. Je nach Ernteumfang dienen die Oliven entweder zur Deckung des eigenen Bedarfs, von Freunden und Bekannten oder aber der kommerziellen Verwertung. Verkauft werden die Oliven in grüner und in schwarzer Farbe, als Bestandteil traditioneller Seifen sowie in Form des beliebten und gesunden Olivenöls.

Olivenöl, oft auch als „flüssiges Gold“ bezeichnet, ist für Palästinenser mehr als nur eine Köstlichkeit zur Ernährung. Es ist, wie bereits erwähnt, ein wesentlicher Teil der palästinensischen Kultur und stellt darüber hinaus ein wertvolles Gut zur finanziellen Absicherung der Bevölkerung Palästinas dar.